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Wider den Sorbenbegriff

Der Begriff „Sorbe“ ist kein Syonym für „Wende“ und bezeichnet eindeutig nicht die WendInnen der Lausitz, wo unsere Vorfahren, die Milcener und die Lusizer, beheimatet waren. Weshalb also wurde dieser Begriff zu DDR – Zeiten als der einzig akzeptable gesehen? Weshalb wird noch heute mit aller Gewalt daran festgehalten? Es tauchen unterschiedliche Argumente auf, auf die hier im Einzelnen eingegangen werden soll.

Was spricht gegen den Wendenbegriff?

Behauptung 1: „Wende“ ist eine Fremdbezeichnung

Wie schon in der Darstellung "Begrifflichkeiten" gezeigt, ist diese Behauptung bis heute nicht bewiesen. Viel eher ist davon auszugehen, daß das Wort „Sorbe“ eine Fremdbezeichnung ist. Sie taucht in dieser Form erst im 19. Jh. bei deutschen Historikern auf, die dieses Wort so aus dem lateinischen Text von Georges de Tours übersetzten. Er hatte aber nicht „Sorbi“, sondern „Su·urbi“ geschrieben. Hinzu kommt, daß der Begriff „Wende“ deutlich weiter verbreitet war als der Begriff „Sorbe“. Daß dies heute anders ist, hat vor allem politische Gründe. Kein Wende nannte sich selbst „Sorbe“, bis die Mazica Serbska die Auffassung vertrat, man müsse, um eine starke nationale Identität zu entwickeln, einen anderen Namen haben. Während der DDR – Zeit wurde diese Auffassung dann durch die Domowina, die übrigens ursprünglich „Bund Lausitzer Wenden“ hieß, nun aber zu 2/3 mit SED-Mitgliedern und Funktionären besetzt war, flächendeckend als die einzig Wahre und Erlaubte propagiert. Nie wurden die WendInnen gefragt, ob sie damit einver­stan­den sind, und wer sich etwa dagegen stellte, bekam dies auch auf die eine oder andere Art zu spüren. Letzteres trifft heute an bestimmten Stellen leider immer noch zu.

... auch in der Oberlausitz waren wir Wenden ...

Behauptung 2: „Wende“ ist ein Schimpfwort

Tatsächlich wurden WendInnen beschimpft und das Wort „Wende“ dabei benutzt, jedoch macht das unseren Namen deshalb nicht zu einem Schimpfwort. Im 3. Reich mußten Juden einen gelben Stern tragen, bekamen ein J in ihren Paß gestempelt, das Wort „Jude“ wurde an Türen und Fenster ihrer Geschäfte geschmiert, sie wurden mit allerhand mit ihrem Namen verbundenen Schimpfwörtern beleidigt, die Bezeichnung „Jude“ an sich war mit Schimpf und Schande belegt und bedeutete für Millionen der so benannten Menschen den Tod. Würde deshalb heute ein jüdischer Mensch von sich behaupten, er sei kein Jude und sich einen neuen Namen ausdenken?

Behauptung 3: „Sorbe“ hat wenigstens slawische Wurzeln.

Davon abgesehen, daß dies lediglich eine Hypothese ist (s. Fußnote 5 im Artikel „Begrifflichkeiten“), ist nicht jeder Begriff mit slawischen Wurzeln auch einer, der uns meint. „Serbe“ ist genauso ein Wort mit slawischen Wurzeln (unserem Namen „serski“ sogar am ähnlichsten) und wurde von Forschern teilweise gleichbedeutend mit „Slawe“, „Sorbe“ und „Wende“ benutzt. Trotzdem sind wir uns doch alle einig, daß wir keine Serben sind, oder?

Behauptung 4: „Wende“ meint die Angehörigen aller westslawischen Stämme und ist zu ungenau.

Wie schon im Artikel „Begrifflichkeiten“ gezeigt, ist der Begriff „Wende“ fast genauso genau oder ungenau wie beispielsweise der Begriff „Germane“. Auch das speziell von Archäologen bevorzugte Wort „Slawen“ hat diverse, ganz verschiedene Konnotationen (Sklaven = Heiden o. Ä.). Wenn man speziell über die Lausitzer Wenden sprechen oder schreiben möchte, was spricht gegen „Lausitzer Wenden“ ?

Was spricht gegen den Sorbenbegriff?

1.

Er ist uns aufgezwungen worden. Seit Jahrhunderten nennen wir uns, wenn wir nicht Wendisch sprechen, WendInnen. Unsere Vorfahren nannten sich so. Weder Jacubica noch Kosyk nannten sich Sorben. Sie sprachen von „Wenden“ und „Wendisch“ und wurden posthum von den Organen der SED – infiltrierten Kultur-, Bildungs-, und Forschungs­ein­rich­tungen zu Sorben erklärt. Wir empfinden dies als Vergewaltigung unserer Geschichte und Tradition.

2.

Mag sein, daß er ursprünglich aus anderen Gründen benutzt wurde, doch nach mehr als vierzig Jahren Aufoktroyierung und Propaganda ist er untrennbar mit dem DDR – Regime verbunden.

Die Staatsführung der DDR war nie in erster Linie darauf aus, uns WendInnen zu schützen. Sie war zuallererst darauf bedacht, willfährige UnterstützerInnen zu finden. Die DDR brauchte die WendInnen. Sie brauchte die Kontrolle über die (überwiegend wendische) Bauernschaft, um ihre Vorstellungen von der idealen Agrarproduktion nach sowjetischem Vorbild umsetzen zu können. Sie brauchte ungehinderten Zugriff auf wendisches Siedlungsgebiet, um dauerhaften und widerspruchslosen Zugriff zur Braunkohle zu erhalten. Sie brauchte ein geeignetes Mittel zur Imagepflege, sowohl für gute Beziehungen mit der Sowjetunion als auch als weißes „garantiert antifaschistisches“ Mäntelchen, auch für den Westen.

Jahrhundertelang haben die Ober- und Niederlausitzer WendInnen ihre Traditionen gewahrt und sich trotz Markgrafen, Kaisern und Diktatoren gegenüber den Nimcy behauptet. Wie aber soll man sich gegen seine „Brüder und Schwestern“ zur Wehr setzen? Gegen jene, die nette Feste ausrichten und dabei ungewohnt lobende Worte finden, überall mit Engelszungen reden und behaupten, sie wollten ja nur das Beste? Zwei Drittel der Domowina - Mitglieder waren in der SED, teils in leitenden Positionen. Was keinem Deutschen bis dahin gelang, gelang ihnen: Die traditionelle kleinbäuerliche Produktions­weise abzuschaffen, ganze Dörfer auszuradieren, wertvolle Kulturgüter zu vernichten, unsere Kultur und Sprache zu verfälschen, uns unsere Traditionen abspenstig zu machen, indem sie so taten (und tun) als entspräche nur das unserer Art, was sie dazu erklären.

Heute weiß niemand mehr so recht, was Wendisch eigentlich ist, die Jugend fühlt es kaum als starke Wurzel in sich und verliert zunehmend das Interesse daran, das Recht auf Ver­nich­tung wendischer Dörfer hat nun Vattenfall geerbt, unser Siedlungsgebiet wird aufgrund der desolaten Finanzlage nach Gusto verkleinert, unsere Sprache droht mit den letzten Mutter­sprachlern auszusterben. So darf es nicht weitergehen. Wenn wir als Volksgruppe überleben wollen, dann müssen wir unsere Stärken wiederentdecken und das tun wir, indem wir uns auf unsere Wurzeln besinnen. Unsere Wurzeln entspringen aber nicht aus angeblich sozialistischen Errungenschaften, sie reichen erheblich weiter zurück.

.......... (nach oben)

 
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